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Die Automobilindustrie befindet sich in einem digitalen Wandel, wobei softwaredefinierte Fahrzeuge (software-defined vehicles, SDVs) den Höhepunkt datengestützter Innovationen darstellen. SDVs gelten als die nächste Generation fortschrittlicher Fahrzeugsysteme und stellen einen anhaltenden Wandel in der Automobilinnovation dar, bei dem Autos weniger durch Hardware und mehr durch Software bestimmt werden. Der Schwerpunkt liegt auf dem Benutzererlebnis im Fahrzeug, ergänzt durch Technologien wie Infotainmentsysteme.
SDVs erfordern noch immer einen höheren Reifegrad, bevor sie in der Breite angenommen werden, bieten aber gegenüber heutigen Fahrzeugen deutliche Vorteile. Anstatt sich auf Funktionen zu beschränken, die zum Zeitpunkt der Fertigung installiert wurden, können bei SDVs die Softwarefunktionen kontinuierlich aktualisiert werden, wenn die Fahrzeuge bereits auf der Straße sind. Diese Fähigkeit, Probleme zu beheben und Aktualisierungen vorzunehmen, fördert die SDV-Entwicklung und führt letztendlich zu einem besseren Benutzererlebnis.
Bis heute gibt es noch keine vollständigen SDVs. Wie autonome Fahrzeuge können auch SDVs in Stufen von 0 bis 5 eingeteilt werden, wobei Stufe 0 "softwarefähig" und Stufe 5 ein vollständig softwaredefiniertes Fahrzeug ist. Während die Branche Fortschritte in Richtung SDVs der Stufe 3 und 4 macht, wird es einige Zeit dauern, bis SDVs der Stufe 5 auf die Straße kommen. Wie bei autonomen Fahrzeugen könnten nicht alle Erstausrüster versuchen, Stufe 5 zu erreichen, so dass in Zukunft neben den SDVs der Stufe 5 viele Fahrzeuge der Stufe 3 und 4 existieren können.
SDVs unterscheiden sich von anderen Fahrzeugarchitekturen durch ihre tiefe Softwareintegration, z. B. in Connected Cars und autonomen Fahrzeugen. SDVs konzentrieren sich auf die Funktionen im Fahrzeug, das Fahrerlebnis und das Benutzererlebnis im Fahrzeug. Im Gegensatz dazu konzentrieren sich andere fortschrittliche Fahrzeuge häufig auf Kommunikationsfunktionen und die Interaktion mit der Umgebung.
Aber SDVs bieten mehr als nur Funktionen im Auto. Sie bieten auch fortschrittliche softwaregesteuerte Sicherheitsfunktionen wie Kollisionsschutzsysteme und fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme (ADAS). Fahrzeuge verwenden traditionell eine verteilte Architektur, in der elektronische Steuereinheiten (ECUs) mit eigener Softwarekomponente installiert sind, um eine einzelne Funktion auszuführen, z. B. die Steuerung eines Fensters. SDVs verwenden weniger Steuereinheiten und stattdessen eine Zonenarchitektur, die vollständig in der Software zentralisiert ist, gemeinsame Hardwareressourcen ermöglicht und Interferenzen reduziert.
Das bedeutet, dass ein SDV weniger, aber leistungsfähigere ECUs haben kann, die miteinander verbunden sind, um mehrere Aufgaben auszuführen, z. B. die Ausführung von ADAS- und Infotainment-Anwendungen in derselben Hardware. Außerdem ermöglicht es mehr Flexibilität bei Software-Aktualisierungen und -Upgrades, die auf bestimmte Zonen im Fahrzeug ausgerichtet sind.
Durch die Entkopplung der Software von der Hardware können SDVs im Vergleich zu anderen Fahrzeugen eine höhere Leistung erzielen und eine größere Bandbreite an Funktionen im Auto bieten. Dies bringt auch einige weitere einzigartige Vorteile mit sich, darunter:
Eine der einzigartigen Funktionen von SDVs ist ihre Fähigkeit, OTA-Updates (Over-the-Air) durchzuführen. OTAs ermöglichen es Herstellern, neue Fahrzeugfunktionen und -aktualisierungen über die Cloud in der Fahrzeugsoftware zu installieren, ähnlich wie Smartphones mit kabelloser Technologie aktualisiert werden. Mit dieser Funktion kann die Fahrzeugtechnologie im Laufe der Zeit auf dem neuesten Stand bleiben und in Funktionen integriert werden, die während der Fertigung möglicherweise nicht zur Verfügung standen.
SDVs enthalten viele Komponenten. Einige sind das, was wir bei Fahrzeugen erwarten würden, andere eher nicht. In SDVs gibt es drei kritische Komponentenklassen:
Obwohl Software oft der am häufigsten diskutierte Aspekt von SDVs ist, unterstützt eine kritische Hardwareschicht die Datenerfassungs- und Verarbeitungsfunktionen dieser fortschrittlichen Softwareanwendungen. Zu den wichtigsten Hardwarekomponenten gehören:
In SDVs überwachen Sensoren sowohl interne als auch externe Umgebungen, sodass die Software fundierte Entscheidungen treffen kann. ECUs verwalten die elektrischen Systeme des Fahrzeugs und leistungsfähigere ECUs können mehrere Systeme gleichzeitig verwalten. Aktoren führen unterschiedliche Befehle von den ECUs aus, z. B. Bremsen und Lenken.
Da SDVs wie Rechenzentren auf Rädern betrieben werden, sind HPC-Systeme (High Performance Computing) und leistungsstarke Grafikprozessoren (GPUs) erforderlich, um Sensordaten zu verarbeiten und Anwendungen wie ADAS effizient auszuführen. Da SDVs stärker vernetzt sind als herkömmliche Fahrzeuge, müssen sie Kommunikationsnetzwerke wie Ethernet nutzen, um schnellere Datenübertragungsfunktionen zu unterstützen.
Die Softwareschicht eines SDV umfasst Kern-Betriebssysteme wie Windows oder Linux, um die interne Konnektivität mit Datenkommunikationstechnologien sicherzustellen. OTA-Kommunikationssysteme verbinden sich mit externen Rechenzentren, um Informationen zu übertragen, und bilden die Grundlage für die Aktualisierung der eingebauten Automobilsoftware und das Hinzufügen neuer Funktionen zum Fahrzeug.
SDVs enthalten auch eine Reihe von App- und Benutzererlebnissoftware wie Infotainmentsysteme, digitale Cockpits, ADAS, fortschrittliche Fahrzeugmanagement-Steuerungen, adaptive Geschwindigkeitsregelung, interne Klimaregelung und Navigationssysteme. Diese sind über Middleware mit dem Betriebssystem des SDV verbunden, die als Softwareschicht fungiert, die die Kommunikation zwischen dem Betriebssystem und den einzelnen Anwendungen ermöglicht. Diese Funktionen bieten mehr Komfort und Sicherheit beim Fahren.
SDVs überwachen kontinuierlich ihre eigene Leistung und planen Wartungspläne mithilfe ihrer Datengenerierungs- und Analysefunktionen. Vorausschauende Wartung ermöglicht es dem Fahrzeugbetreiber, Probleme zu beheben, bevor sie zu großen Problemen werden.
Zwischen der Hardware- und der Software-Schicht liegt eine Mittelschicht, die als Interface-Schicht bezeichnet wird und Softwareprogramme mit der Hardware des SDV verbindet. Diese Verbindung erfordert die Standardisierung von Apps über Erstausrüster und Lieferanten hinweg, um Kompatibilität zu gewährleisten.
Software in SDVs wird nach einem modularen Ansatz integriert, bei dem jede Anwendung über eine eigene API (Application Programming Interface) verfügt. Ebenso ist die SDV-Hardware modular, da kleinere Steuereinheiten spezielle Aufgaben für verschiedene Funktionen ausführen. Dies ermöglicht es Konstrukteur*innen, je nach beabsichtigter Funktion größere, leistungsfähigere Systeme mit kleineren "Bausteinen" in das SDV zu integrieren.
Während Fortschritte in der Softwareentwicklung die Anwendungsseite von SDVs beeinflussen, sind Interface-Schichten entscheidend für die Organisation der Hardware- und Softwaresysteme in einem funktionalen Ökosystem, das in Echtzeit überwacht und aktiv werden kann. Diese Schnittstellen sind auch für die Fahrzeugsicherheit und das Benutzererlebnis von entscheidender Bedeutung.
Die Entwicklung von SDVs wirkt sich nicht nur auf die Automobilindustrie aus, sondern wird auch für andere Branchen von Nutzen sein. Darüber hinaus werden die SDVs selbst viele Anwendungsfälle haben, die anderen Sektoren zugutekommen werden.
SDVs müssen beispielsweise leistungsstarke CPUs und GPUs haben, um die große Menge erzeugter Daten verarbeiten zu können. Daher mussten Hersteller von Computerhardware fortschrittlichere CPUs, 5G-Systeme und Edge-Computing-Systeme entwickeln, um diese und andere Anwendungen zu unterstützen.
In der Automobilindustrie ermöglicht die SDV-Entwicklung eine fortschrittlichere ADAS-Technologie, die andere Anwendungen des autonomen Fahrens unterstützt. Darüber hinaus bietet die Menge der von SDVs erzeugten Daten genauere Echtzeitaktualisierungen in Nutzfahrzeugen und Flottenmanagement-Anwendungen. SDVs könnten auch dazu beitragen, die MaaS-Branche (Mobility-as-a-Service) zu erweitern, indem sie Benutzenden On-Demand-Zugriff auf eine Reihe von Fahrzeugen bieten und das MaaS-Erlebnis an ihre Bedürfnisse anpassen.
Da SDVs detaillierte Daten zum Fahrverhalten und zur Fahrzeugleistung liefern können, hat die Technologie auch das Potenzial, die Kfz-Versicherungsbranche zu revolutionieren. Dies kann zu personalisierteren und dynamischeren Versicherungsmodellen für Fahrer führen.
SDVs werden in der Lage sein, sich mit intelligenten Städten und intelligenten Netzen zu verbinden, die digitale Technologie und Daten nutzen, um Dinge wie öffentliche Dienstleistungen und Infrastruktur für Bewohner zu verbessern. Dabei werden Vehicle-to-Grid- (V2G) und Grid-to-Vehicle-Verfahren (G2V) zur Steuerung der Energieverteilung im Netz eingesetzt. Die Verwaltung von SDV-Flotten in intelligenten Städten kann dazu beitragen, den Verkehrsfluss oder Unfälle zu reduzieren, und SDVs können mithilfe von OTA-Technologie auch Aktualisierungen in Echtzeit an die städtische Verwaltung übermitteln.
Wie jede Fahrzeugarchitektur bieten auch SDVs Vorteile und Herausforderungen. SDVs erfordern aufgrund ihrer unterschiedlichen Softwareplattformen und Softwarearchitekturen eine höhere Komplexität, und die Gewährleistung der Interoperabilität mit konventioneller und fortschrittlicher Hardware ist von entscheidender Bedeutung.
Zu den Vorteilen der SDV-Technologie gehören:
SDVs sind jedoch kein ausgereiftes System. Konstrukteur*innen und Hersteller müssen nach wie vor mehrere technische und konstruktive Herausforderungen meistern:
Cybersicherheit ist eine einzigartige Herausforderung für SDVs. Da viele Daten sowohl innerhalb eines Fahrzeugs als auch mit externen Datennetzwerken ausgetauscht werden, gibt es im Fahrzeug selbst viele potenzielle Angriffspunkte und anfällige Knoten.
Um sich vor Hackversuchen zu schützen, sind robustere Cybersicherheit und sichere Kommunikationsprotokolle erforderlich. Einige Softwareplattformen wie QNX sind aufgrund ihrer erweiterten Sicherheitsfunktionen in der SDV-Branche beliebt geworden. In Zukunft wird künstliche Intelligenz (KI) eine Schlüsselrolle beim Schutz von SDVs vor Cyberbedrohungen spielen.
SDVs sind ein neues Geschäftsmodell für Erstausrüster, bei dem die Synchronisierung der Softwareentwicklung mit der Hardware im Mittelpunkt steht. Erstausrüster und Hersteller müssen in der Lage sein, OTA-Aktualisierungen für SDVs bereitzustellen sowie neue Fahrzeugsoftware zu validieren und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften sicherzustellen. Ein digitaler Zwilling, der als digitale Nachbildung des Fahrzeugs fungiert, kann verschiedene Szenarien anhand von Daten aus verschiedenen betrieblichen und geografischen Umgebungen testen. Durch Änderungen am digitalen Zwillingsmodell können Erstausrüster sicherstellen, dass diese Aktualisierungen effektiv funktionieren, ohne dass die Sicherheit in echten Fahrzeugen gefährdet wird. Tatsächlich schaffen Unternehmen schon vollständig virtuelle Umgebungen, in denen Ingenieur*innen simulierte Fahrzeuge betreten können, um Softwareänderungen vor der Inbetriebnahme zu testen.
Angesichts dieser Veränderungen in der Automobilindustrie müssen Erstausrüster jetzt Fahrzeuge entwickeln, die mit mehreren Hardware- und Softwareanbietern in der gesamten Lieferkette kompatibel sind, um sicherzustellen, dass alle zusätzlichen Anwendungen den Sicherheitsnormen und gesetzlichen Anforderungen entsprechen. So kündigten Volvo Group und Daimler Truck kürzlich eine Partnerschaft an, um gemeinsam eine SDV-Plattform für schwere Nutzfahrzeuge zu entwickeln.
Angesichts der Komplexität der Konstruktion von SDV im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugarchitekturen kann Simulationssoftware helfen, Probleme frühzeitig im Konstruktions- und Entwicklungsprozess zu erkennen und vor der physischen Prototypenphase zu beheben. Bei SDVs können Simulationen Folgendes unterstützen:
Digitaler Konstruktionsprozess zur Unterstützung des softwaredefinierten Fahrzeugs
Ansys bietet viele Tools, die die verschiedenen technischen und konstruktiven Herausforderungen simulieren, die sich in der SDV-Entwicklung ergeben, wobei der Schwerpunkt hauptsächlich auf den Hardware- und Integrationsaspekten der Konstruktion liegt. Dazu gehören:
Wenden Sie sich noch heute an unser technisches Team, um mehr darüber zu erfahren, wie ein simulationsbasierter Konstruktionsansatz Ihnen dabei helfen kann, die Konstruktion und Fertigung Ihrer SDV-Komponenten und vernetzten Systeme zu optimieren.
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